Trommeln über Mittag
Ein therapeutisches Kammerspiel von Katja Früh und Patrick Frey
Mit viel Engagement verordnet das Psychotherapeuten-Ehepaar Yvonne und Wilfried seinen Patientinnen und Patienten die passende Therapie. Die beiden leicht esoterisch angehauchten Therapeuten sind Psycho-Allrounders mit einem verblüffenden und überaus reichhaltigen, sehr komisch-absurden Behandlungsrepertoire. Eine Komödie zum Gesund-Lachen, voller ironischer Seitenhiebe auf eine dringend zu therapierende Gesellschaft.
Nach 30 Jahren ist «Trommeln über Mittag» endlich zurück auf der Bühne!
Mit: Lisa Maria Bärenbold, Philippe Graber, Jasmine Imboden, Tim Frey, Kamil Krejčí, Andreas Matti, Charlotte Heinimann, Patrick Frey
Regie Katja Früh
Regieassistenz Jaël Thoma
Bühne Reto Wick
Kostüme Ursina Schmid / Sara Bosshard
Musik Tino Marthaler
Sprache: Schweizerdeutsch. Dauer: ca. 100 min, inkl. Pause
Alles begann an einem Nachtessen im Jahr 1991: Katja Früh und ich unterhielten uns zum einen über Romeo und Julia und zum anderen über die verschiedenen Therapieformen der Esoterikbewegung, die uns alle faszinierten und die damals gerade populär wurden. In diesem Zusammenhang kamen wir auf den Gedanken, das Thema der esoterischen Therapien mit einer Romeo und Julia-Geschichte zu verbinden – natürlich in einer möglichst komödiantischen Form. So entstand die Idee, dass zwei junge Leute, die, abgesehen davon, dass sie sich nach einer Beziehung sehnen, eigentlich keine Probleme haben, sich in der Praxis eines Therapeutenehepaares kennenlernen. Die beiden passen perfekt zusammen und verlieben sich sofort ineinander, können dann aber nicht zueinander, weil die verfeindeten Königshäuser – hier in Gestalt des ständig streitenden Therapeutenehepaares – ihnen aus diversen therapeutischen Gründen davon abraten. Sabrina und Rolf sollen zuerst mittels Wurzelchakra-Meditation, Hexengesang, schamanistischem Trommeln oder gemeinsamem Mutterbuschschlagen ihre wirkliche Identität als Frau, beziehungsweise als richtiger Mann finden, bevor sie sich ineinander verlieben dürfen.
So entstand dann auch der erste Arbeitstitel des Stücks: «Paare, die sich zu sehr lieben». Weitere Titelideen fokussierten dann aber eher auf das weite und amüsante Feld des therapeutischen Jargons: «Der Weg in die Tiefe der eigenen Mitte», «Spüre dich selbst», «Das Leben, eine Therapie», «Fahrstuhl zum Selbst», «Mit dem Ich auf Du und Du», «Riiböörthing», «Alles ist Schwingung», etc.
Angereichert wurde das zu therapierende Personal im weiteren durch einen SRF-Newsmoderator, der angesichts des Horrors auf der Welt stumm geworden ist, den von Alpträumen heimgesuchten und im Schlaf gestörten Waffenhändler, eine dem naturbelassenen Biowein verfallene Primarlehrerin und den Staubsaugervertreter, der wegen einer komplexen psychischen Stauballergie eine Rückführung unternehmen will.
Irgendwann entdeckten wir eine Kleinanzeige im Tagesanzeiger, in der für den Kurs «Trommeln über Mittag geworben wurde. Unter diesem Titel kam dann am 21. April 1993, in einer Koproduktion des Vaudeville Theaters und des TiF-Ensembles (Theater im Fass) zur Uraufführung des Stücks im Millers Studio.
«Trommeln über Mittag» wurde ein grosser Erfolg. Auf ausverkaufte Reprisen 1994 im Keller des Schauspielhauses und 1995 in Millers Studio folgte eine Karriere als Hit auf Deutschschweizer Amateurbühnen.
Was wir damals noch als exotisch empfanden, blühte in den Nullerjahren auf und wurde Mainstream. Kundalini Yoga ist heute Allgemeinwissen, Rückführungen und schamanistische Reisen können überall gebucht werden, auch für Teambuilding Events. Der Konflikt zwischen der Schulmedizin und den schwurbelnden Heilsversprechen alternativer Therapien geriet in der Pandemie zum aufgeheizten Politikum. Mythen einer neuen Männlichkeit, wie das Märchen vom Eisenhans und andere beliebte esoterische Rückgriffe auf pseudoarchaische Frauen- und Männerbilder, entpuppen sich im gegenwärtigen Licht der Transidentitäten endgültig als reaktionär.
Umso mehr hat es uns gereizt, uns noch einmal auf diese komödiantisch-therapeutische Reise zwischen Lachen und Weinen zwischen Schamanismus und Scharlatanerie zu begeben.
«Trommeln über Mittag» ist eine Gratwanderung, bei der wir die unstillbare Sehnsucht nach Selbsterkenntnis und die oft verzweifelte Suche nach einem Sinn des Lebens ernst nehmen und uns zugleich über gewisse absurde Auswüchse im Unterholz des esoterischen Therapiedschungels lustig zu machen. Damit das Publikum umso herzhafter darüber lachen kann.
Nach über dreissig Jahren ist die Komödie von Patrick Frey und Katja Früh über Psychotherapien mit esoterischen Methoden wieder zu sehen. Sie hat an Aktualität nicht verloren. Im Gegenteil.
Züritipp vom 7.9.23
«Welch psychologisch-analytisches Vergnügen, die Therapierenden und Therapierten einmal zusammen auf der Bühne zu erleben. Das ist Seelenreinigung der reinen Sorte.» (DaZ)
«Ist das Leben wichtiger als die Therapie?, lautet eine zentrale Frage des Stücks. Die Antwort gibt diese heitere, auch musikalisch unterhaltsame Psycho-Parodie: Nehmt euch nicht so tragisch!» (Zürichseezeitung)
«Ja doch, es darf gelacht werden! "Trommeln über Mittag" von Katja Früh und Patrick Frey, inszeniert von Katja Früh, durchleuchtet in einem vergnüglichen Bilderbogen die verschiedensten Methoden und Auswüchse psychologischer Therapie - beste und glänzend gespielte Unterhaltung vor ernstem Hintergrund.» (Tagesanzeiger)
«Was bei den Beteiligten für tiefste Seelenturbulenzen sorgt, strapaziert beim Zuschauer vorallem die Lachmuskeln.» (Sonntagszeitung)